Martin Simion hat in seinem beruflichen Leben schon an einigen Brauanlagen in verschiedenen Ländern gearbeitet, zuletzt bei Camba Bavaria in Seeon. Nun folgt der gebürtige Oberösterreicher Günther Seeleitner im Hofbräu Kaltenhausen nach. Wir haben mit ihm über sein Aufgabenfeld und seine Visionen für den Kleinbetrieb in Konzern gesprochen.
Als Brauer bist du schon etwas herumgekommen – Fanø in Dänemark, das Ottakringer Brauwerk in Wien und zuletzt die Camba in Bayern. Wie kam es zu den vielfältigen Aufgaben?
Martin Simion: Als jungen Braumeister treibt einen da schon ein bisschen die Reiselust und die Wissbegierde nach Neuem, und wenn man in Sachen Craft Bier einmal „Blut geleckt hat“, dann will man immer mehr sehen und brauen und verstehen, wie dieses und jenes Bier „funktioniert“. Jeder, der einmal im Ausland gearbeitet hat, wird bestätigen, dass es da wahnsinnig viel zu lernen gibt, und diese Erfahrung kommt einem später auch zugute. Die Zeiten im Ausland – mit allen Hoch- und Tiefpunkten – möchte ich auch nicht missen. Trotzdem oder gerade deswegen freut es mich, jetzt wieder mitten in Österreich brauen zu dürfen.
Was war ausschlaggebend für deinen Wechsel ins Hofbräu Kaltenhausen?
Der Wunsch, wieder in Österreich „mitzumischen“, ist in letzter Zeit immer größer geworden, und wenn sich da die Gelegenheit ergibt, auf so geschichtsträchtigem Boden, immerhin seit 1475, sehr spannende und ungewöhnliche Biere zu brauen, sagt man nicht Nein. Dass ich in Kaltenhausen einem Günther Seeleitner nachfolgen darf, ist natürlich schon auch sehr reizvoll und ein bisschen wie ein Ritterschlag.
Deine bisherigen Arbeitgeber unterscheiden sich stark in ihrer Ausrichtung – Ottakringer als familiengeführtes Unternehmen, Camba Bavaria mit der angeschlossenen Brauanlagen-Produktion Braukon und nun die Konzernstruktur der Brau Union. Ist diese Tatsache für dich in deiner Tätigkeit als Braumeister relevant oder betrifft dich das nur am Rande?
Allen Brauereien ist eines gemeinsam: Ihr Ziel ist es, ein schönes, ansprechendes Produkt herzustellen und unter die Leute zu bringen, und genau das ist auch die Motivation von jedem einzelnen Brauer, mit dem ich jemals in einer Brauerei zusammenarbeiten durfte – egal wie groß. Aber: Die Zielgruppen unterscheiden sich und damit auch die Biere, die man brauen kann, ohne seinen Kundenkreis abzuschrecken oder zu vertreiben. Als Braumeister ist es mir wichtig, dass
die Arbeit allen Beteiligten Freude macht und die gebrauten Biere dafür sorgen, dass es die Brauerei heute, morgen und in 50 Jahren auch noch gibt. Dann hat man alles richtig gemacht. Da spielt es keine Rolle ob man zwei, zwanzig oder 2.000 Kollegen hat. Um die Frage zu beantworten: Nein, das macht für mich keinen Unterschied.
Mit Günther Seeleitner, aktuell auch Präsident des Bundes österreichischer Braumeister und Brautechniker, gibt es große Fußstapfen in Kaltenhausen. Was überwiegt – Vorfreude, Wissbegierde, Ehrfurcht, anderes?
Zum einen freue ich mich drauf zu sehen, wie die Brauerei Kaltenhausen arbeitet, wie die Rezepte von Günther „funktionieren“, und auf einen regen Austausch mit den anderen Braumeistern in der Brau-Union- und Heineken-Familie. Zum anderen freue ich mich auf die Zeit, in der ich Günther in der Brauerei noch an meiner Seite habe und von seinem Erfahrungsschatz profitieren kann.
In welche Richtung soll sich Kaltenhausen durch dein Zutun zukünftig entwickeln bzw. was sind deine Ziele/Wünsche für die kommende Zeit dort?
Die bewährten und etablierten Biere, die man aus Kaltenhausen schon kennt, möchte ich natürlich in gleicher Qualität und ohne Änderungen weiter brauen. Ich finde, das ist man als Brauer seinem Vorgänger und auch den Freunden der Kaltenhausener Biere schuldig.
Natürlich bringe ich so einige Ideen mit, die ich in Kaltenhausen nach und nach verwirklichen möchte. Stichwort Hefen, aber auch alte Getreidesorten – und mein Steckenpferd: historische Bierstile. Besonders freue ich mich auch wieder, Biere abseits des deutschen Reinheitsgebots zu brauen. Viele Bierstile, die mir gefallen, sind in Bayern einfach nicht möglich.
Konkret freue ich mich besonders auf den nächsten Biersommelier-Kurs in Kaltenhausen, wo ich als Teilnehmer und nicht als Vortragender dabei sein werde. Dafür hat in der Vergangenheit nie die Zeit gereicht. Und auf das Craft Bier Fest Linz, das für mich ja ein Heimspiel ist.
Das Interview mit Martin Simion erscheint in der kommenden „Ausgabe 10 – Herbst 2018“ des 1515 Craft Bier Magazin.
Martin Simion wird am diesjährigen Craft Bier Fest Linz (7. & 8. September, Tabakfabrik Linz) zu Gast sein und am Kaltenhausen-Stand für Fragen und Hintergrundinfos zur Verfügung stehen.