Karl Karigl, Head Of Production bei Blakstoc, dem gehopften Cider aus Österreich, steht nun auch bei der Muttermilch – Vienna Brewery in Wien Mariahilf an den Braukesseln. Der Erfahrene Akteur bringt sein Know-How in die BeerLovers-Brauerei ein, nachdem Brauerin Marina Ebner letztes Jahr auf eigenen Wunsch aufhörte. Eine erste Schulung vom Anlagenhersteller Kaspar Schulz hat Karigl schon hinter sich und die ersten Testsude wurden bereits eingebraut. Nun tüftelt er an eigenen Rezepten und lernt die Anlage kennen, bevor das erste Bier „raus geht“. Warum er diese zusätzliche Aufgabe angenommen hat und was sich BeerLovers-Chef Markus Betz erwartet haben wir im Interview erfragt.
Karl, für alle, die dich nicht aus der Welt des Craft-Ciders kennen, was hast du letzten Jahre gemacht und was bringt dich hier in die Muttermilch-Brauerei?
Karl Karigl: Da muss ich kurz ausholen. Ich habe schon in der Jugend mit diversen Gärversuchen, damals Apfelwein bzw. Most, bei einem Freund auf dem Bauernhof begonnen. Nach Wien bin ich wegen des Studiums an der BOKU gekommen, weil mich Gärungstechnik sehr interessiert hat – Heute heißt das Studium Lebensmittel- und Biotech. Über die BierIG bin ich näher an das Thema Bier gekommen und habe begonnen, im Glühweinkochtopf bzw. im Wurschtkessel der Feuerwehr Bier zu Brauen. Parallel dazu habe ich auch Vorlesungen an der BOKU von Andreas Urban (Anm. Braumeister Brauerei Schwechat u. Vorsitzender des Braumeisterbundes) zum Thema Brauereitechnik besucht. Auch Martin Simion, der damals im 1516 (Anm. Brewpub in Wien) gebraut hat, hat mir viel zum Thema Bier Nahe gebracht. An der BOKU gab es dann auch erste Brauversuche mit einer kleinen 70L-Anlage, während ich dort Tutor war.
Später bin ich aber wieder ein wenig weg vom Thema Bier und hin zum Destillieren und zum Wein gekommen. Und vor einigen Jahren dann zum Cider. Für mich ist die Hauptsache, dass irgendetwas fermentiert oder vergoren wird (lacht). Das alchemistische dahinter interessiert mich. Das Umwandeln von Zucker in etwas Berauschendes bzw. gut Riechendes und gut Schmeckendes finde ich spannend. Das ist es, was mich immer wieder auf diesen Pfad gebracht hat und nun eben auch hier her.
Wie ist deine Erwartungshaltung, Markus? Was soll hier demnächst passieren?
Markus Betz: Ich erwarte mir gute und saubere Bier und glaube, dass Karl das ausgezeichnet machen wird. Auch seinen ersten Braukurs hat er bereits geleitet – zur großen Begeisterung der Teilnehmer. Jeder, der ihn kennt, weiß, dass er sehr gut Inhalte vermitteln kann. Außerdem erwarte ich, dass er seinen eigenen Twist einbringt und ausgefallene Biere braut. Er ist eben ein Miraculix, der sich Dinge traut und probiert. Seine innovativen Ideen werden – und sollen – uns auch fordern.
Gibt es von dir schon konkrete Ideen, die du einbringen möchtest bzw. wie sieht deine Handschrift aus?
KK: Zuerst möchte ich die Brauanlage besser kennenlernen, die Basics festigen und erst in einem nächsten Schritt abgefreakter werden. Ideen kommen mir die ganze Zeit – egal ob beim Waldspaziergang oder in der Küche. In vielen Situationen kommt bei mir der Wunsch auf, das eine oder andere in flüssige Form zu bringen. Um jetzt schon über konkrete Ideen zu sprechen, ist es aber noch eine Spur zu früh.
Die Muttermilch Brewery ist natürlich – auch wegen der optimalen Batchgröße (Anm. 2,5HL) – als Versuchswelt extrem spannend. Im Gegensatz zu den anderen Bereichen, in denen ich bisher gearbeitet habe – also Wein, Spirituosen und Cider, wo vieles reglementiert und limitiert ist – gibt der Brauprozess um einiges mehr an Freiheiten her, um sich auszutoben. Nicht zuletzt aufgrund der unendlichen Weite an verschiedenen Malzen, verschiedenen Hopfensorten und verschiedenen Hefestämmen.
Hast du schon Collaboration-Wünsche aus dem BeerLovers-Universum?
KK: Natürlich! Es gibt einige alte Bekannte, mit denen ich unbedingt etwas machen möchte, um Ideen auszutauschen, umzusetzen und natürlich einige Tipps & Tricks dazuzulernen.
Die Muttermilch – Vienna Brewery konnte im Herbst bei der Austrian Beer Challenge (ABC) zwei Staatsmeistertitel in den Hauptkategorien Pils und Wiener Lager erringen, die Messlatte liegt also hoch. Wie geht ihr mit der Situation um?
MB: Primär ist es uns wichtig, unser Level zu halten. Natürlich werden wir aber auf jeden Fall auch versuchen, international mit dem einen oder anderen abgefahrenen Bier etwas zu gewinnen. Es ist enorm schwierig, in Kategorien wie IPA einen Sieg einzuholen. Deshalb werden wir versuchen, in den Freestyle-Kategorien, z.B. bei der Brussels Beer Challenge, zu punkten. Ganz nach dem Motto, für das Karl steht: „Geht ned, gibt’s ned“. Dass wir bei der ABC in zwei Kategorien gewonnen haben, setzt unsere Messlatte natürlich sehr hoch. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Die aktuellen Biere der Muttermilch – Vienna Brewery können u.a. im BeerLovers-Flagshipstore (Gumpendorfer Str. 35, 1060 Wien), sowie in ausgewählte Gastronomie gekauft und verkostet werden.