Alle zwei Jahre findet, veranstaltet von der Doemens Akademie, die Weltmeisterschaft der Biersommeliers statt. Heute nachmittag konnte sich in München die Gastgeber über den Titel freuen.
Seit Wochen trainiert das Team aus dem Bierland Österreich, teils gemeinsam, zum Teil natürlich auch privat in Sensorikstunden. Das klingt natürlich fein, denn es klingt nach Biertrinken. Bei der Entscheidung, wer der beste Sensoriker im Universum der 70 besten diplomierten Biersommeliers ist , und wer diese Eindrücke auch am besten beschreiben kann, da zählen dann Nuancen. Und um diese ging es heute auf der Messe München.
Es war sehr spannend, von den 10 österreichischen Teilnehmern konnten nach Mittag nur 2 ins Halbfinale vorstossen, von unseren deutschen Nachbarn schafften es gar 6 Teilnehmer. Clemens Kainradl und Felix Schiffner sind in die Runde der 10 allerbesten aufgestiegen. Und beide konnten sich dann mit exzellenten Leistungen ins Finale manövrieren. Bierfracht.at-Mastermind und vormaliger Staatsmeister Clemens Kainradl als Sieger in seinem Duell, Felix Schiffner schaffte es als Lucky Loser ins Finale.
Die 6 Finalisten mussten aus jeweils 3 Bieren eines zum Beschreiben auswählen: Clemens Kainradl startete als erster in die Finalrunde und entschied sich für das spanische Bier, daß die Estrella-Damm aus Barcelona gemeinsam mit dem weltberühmten Koch Ferran Adria für die Gastronomie konzipierte. Er wirkte in der Rhetorik etwas nervös – kein Wunder beim Finale einer WM – aber konnte das Bier gegenüber der Jury sehr gut und kompetent beschreiben. Schwieriger wurde für uns der brasilianische Finalist, der auf Portugiesisch präsentierte: Die Jury hatte natürlich alles über Kopfhörer simultan übersetzt bekommen. Vom Auftreten wirkte er etwas souveräner, auf der Bühne tanzt er beinahe zu seinen Beschreibungen. Nach einem sehr impulsiven Italiener kam Felix Schiffner als vierter auf die Bühne und entschied sich für den Bourbon County Barley Wine von Goose Island. 20 Monate in einem 35jährigen Whiskeyfass gereift. Für mich der erste Moment, wo ich einen Finalisten beneide. Felix, der vor kurzem auch die Braumeisterausbildung abgeschlossen hat, brachte auch ein wenig Witz in seine Präsentation. Das wird vom Publikum goutiert, sie verstehen die Sprache ja auch. Der österreichische Fangsektor tobt ob des jüngsten Finalisten.
Der erste Deutsche, Stephan Hilbrand aus Bonn, bekam zunächst den größten Applaus. Heimvorteil, klar! Er entschied sich für das belgische Trappistenbier von Orval. Sehr gute Beschreibungen, das imponiert der Jury, in der auch der regierende Weltmeister Simonmattia Riva (ITA) gesessen hat.
Als lezter Finalist kam Frank Lucas von der Inselbrauerei Rügen. Er ist nicht zum ersten Mal im Finale. Aktuell ist er der deutsche Meister. Auch er versuchte mit Erzählungen und Witzen bei der Beschreibung von Thomas Hardys Historical Ale zu punkten. In der Länge kam das fast etwas zu trocken.
Die Entscheidung dürfte wirklich schwer gefallen sein, denn verspätet gab die Jury dann die Namen der 3 bestplatzierten bekannt. Am dritten Platz landete der Brasilianer. Zweiter Platz ging an Felix Schiffner aus Österreich. Und zum neuen Weltmeister 2017 wurde der Deutsche Stephan Hilbrand, ein IT-Techniker aus Bonn, gekürt. Damit stellt Deutschland nach Sebastian Priller und Oliver Wesseloh zum dritten Mal den Weltmeister der Biersommeliers. Wir gratulieren!