Die Craft Bier Szene hat neben vielen tollen Bieren auch sehr viel seltsame Kreationen auf den Markt gespült. Die Qualität eines Brauers kann man aber vor allem bei den klassischen Sorten ausmachen.
In einem Craft Bier-Forum, das sämtliche Biernerds im deutschsprachigen Raum nutzen, hat sich ein User vor wenigen Wochen über die ausgeflippten Kreationen der anderen Poster lustig gemacht. Gewöhnlich brüsten sich Bierfreunde hier mit seltenen, ausgefallenen Bieren, die sie auf Reisen entdecken oder stellen ihre als Hobbybrauer kreierten Spezialsude vor. Da wird überall experimentiert und zuletzt konnten die Zutaten nicht exotisch genug sein. Der angesprochene Poster aber erwähnte – selber ein Hobbybrauer – dass er heute noch ein Pils brauen werde. „Warum? Weil ich es kann!“
Mit dieser Aussage wollte er wohl darauf hinweisen, dass es im Kreis der vielen neuen Craft Bier Brauer nicht nur Künstler ihres Handwerkes gibt. Immer mehr Bierfreunde, die vielleicht auch vom Status des Hobbybrauers zum kommerziellen Brauer wechseln, wollen mit den haarsträubendsten Kreationen trumpfen. Abseits vom Marketinginstrument des Reinheitsgebotes wird da gepanscht und gemixt bis zum geht nicht mehr. Unlängst konnte man auf einem Bild eines sehr bekannten dänischen Brauers sehen, wie er frittierte Hühnerflügel in den Südkessel wirft (siehe Bild unten). War das nur ein Fake oder ist er genauso ein Freak wie Josef Zotter schokoladenseitig? Das kann originell sein, dem Biernerd auch gut schmecken. Muss es aber nicht. Vor allem muss man auch sagen, dass gerade exotischere Biere, die vielleicht auch noch sehr stark, mit hohem Alkoholgehalt, eingebraut sind, Fehler leichter verzeihen. Auch kann der kreative Brauer nachher ja meinen, dass genau dieser Sauerton so gedacht war. Niemand möchte gleich zugeben, dass dieser mögliche Fehlton durch eine Unregelmäßigkeit in der Hygiene oder andere unvorhersehbare Ereignisse während des Brau- oder Lagervorgangs entstanden ist.
Bei den klassischen Bierstilen (Hellem, Märzen, Lager, Pils) ist es dann gar nicht so einfach, eine gleichbleibende Qualität herzustellen. Vor allem nicht, wenn das Produkt dauerhaft am Markt bleiben soll und der Konsument auch 2 Jahre später den selben Geschmack aus eben dieser Flasche haben möchte. Und es gibt viele Faktoren, die beim langwierigen Brauprozess eine Rolle spielen. Die gleichbleibende Qualität erstklassiger Rohstoffe, die fachliche Qualifikation des Brauers, Sauberkeit und Hygiene in allen Schritten des Brauprozesses, und natürlich noch die Zeit, die man einem guten Bier zur Reifung lassen soll. Und sicher hab ich da noch ein paar wichtige Dinge vergessen. Während sich die Qualität eines Weines vorrangig aus der Arbeit im Weingarten, also aus einem landwirtschaftlichen Prozess steuern lässt, kommt es beim Bierbrauen vor allem auf die handwerkliche Arbeit des Brauers an.
Reinhold Barta ist in der österreichischen Brauszene eine zentrale Figur. Schon sehr früh setzte er auf die neuen gefragten Biersorten wie Amber Ale, Imperial Stout, Wiener Lager und sogar ein Weizen IPA steht in seinem breiten Sortiment. Ein Sortiment, das vor allem aber klassische Bierstile als Fundament im Sortiment hat. Und: Im Brauhaus Gusswerk bei Salzburg wird ausschließlich Bio-Bier gebraut, dessen Zutaten zum größten Teil aus Österreich und aus biologisch-dynamischem Anbau stammen. Dazu verwendet Barta keinerlei synthetischen Hilfsmittel, sondern braut nach alten und traditionellen Verfahren so schonend, dass der Geschmack und wertvolle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente erhalten bleiben.
Zum 10jährigen Brauereijubiläum, das vom Team um Reinhold Barta diesen Frühsommer in Hof bei Salzburg rauschend gefeiert wurde, präsentierte er ein weiteres Bier. Es ist das erste Pils aus dem Brauhaus Gusswerk und wenn wir richtig gezählt haben, inklusive dem gebrauten Cider das 26.Produkt im Biosortiment. Es hat die Bitterwerte, die man sich von einem klassischen Pils erwartet, ist kräftig gehopft und erfreut sich einer strohgelben Farbe. Am Wiener Bierfest konnten wir es dann erstmals kosten und waren von dem neuen Biobier begeistert. Aber warum hat der Reinhold jetzt gerade ein Pils gebraut? Warum? Weil er es kann!