Die Marke BrauSchneider begleitet das Craft Bier Fest seit der ersten Ausgabe 2014 am Donaukanal. Seitdem hat sich einiges getan – der Markenauftritt wurde professionalisiert, die Sortenvielfalt ausgebaut und nicht zuletzt im Frühjahr 2017 die eigene Brauerei in Schiltern bei Krems eröffnet. Grund genug also, sich einmal bei Vater Michael und Sohn Felix Schneider nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.
Michael, du bist den Weg vom Heim- übers Kuckucks-brauen bis hin zur eigenen Brauerei gegangen. Würdest du es rückblickend wieder so angehen?
Michael Schneider: Nein, nicht ganz so. Es wäre schlimm wenn wir die letzten Jahre nichts dazugelernt hätten. Aber grundsätzlich den Schritt mit der eigenen Brauerei in diesem Format bereue ich keinesfalls.
Für alle, die vor ähnlichen Entscheidungen stehen – was sind die Tipps, die du ihnen mitgeben würdest?
MS: Bei der gesamten Planung immer vom Worst-Case-Szenario ausgehen, dann gibt es keine, oder besser gesagt, weniger böse Überraschungen, da es auch bei sehr detaillierter und genauer Planung natürlich immer viele externe Faktoren gibt, die einfach nicht beeinflussbar sind.
Vor gut eineinhalb Jahren habt ihr dann die neue Brauerei ganz nach euren Vorstellungen in Schiltern fertig gestellt. Was hat sich seitdem entwickelt und gibt es bereits erste Learnings?
MS: Entwickelt hat sich in der Zwischenzeit mit Sicherheit die Bekanntheit der Marke BrauSchneider. Auch der Absatz ist natürlich gestiegen. Gelernt haben wir, dass der Craft-Bier-Markt in Österreich eine eher träge Entwicklung an den Tag legt.
Felix Schneider: Der Craft-Bier-Markt in Österreich hinkt nach wie vor den internationalen Märkten nach. In England, Kanada und den USA als Vorreitern, aber auch im europäischen Raum gibt es genügend Beispiele, wo sich das weitaus schneller entwickelt hat.
Nachhaltigkeit ist bei euch in der Brauerei ein großes Thema, etwa durch eine Photovoltaikanlage. Wo seht ihr im Betrieb noch Möglichkeiten, in diese Richtung anzusetzen?
FS: Genau, Energiegewinnung mittels unserer Photovoltaikanlage mit 400 m2 am Dach, die Wärmerückgewinnung beim Würzekühlen sowie Kondensation der Brüden (Anm. der Red.: Abdampf) beim Kochen sind schon ein Anfang. Weiterblickend werden wir den Aspekt der Nachhaltigkeit mit Sicherheit auch im Rohmaterialieneinkauf und in noch einigen anderen Bereichen verstärkt in Angriff nehmen. Lieferwege bei An-, aber auch Verkauf sind und bleiben hier natürlich immer Thema.
Ihr setzt vermehrt auf gängige Sorten und weniger auf Experimente. Was ist die Idee dahinter?
MS: Wir setzen bei den Namen nicht auf Experimente, sondern benennen unsere Sorten so wie sie heißen, also Helles, Pilsner etc. Experimente haben wir aber absolut im Sortiment. Das gerade präsentierte Berghopfen Saison (siehe weiter unten) beispielsweise ist ein Experiment mit Rauch- und Sauermalzen, Andorn, Mädesüß, Hanf und Honig – es sollte ja an mittelalterliche Brauverfahren angelehnt sein. Auch unser Brown Ale, das es seit diesem Frühjahr gibt, ist zwar in England eine gängige Sorte, aber bei uns in Österreich ein sehr unbekannter Bierstil.
FS: Das Hanfbier sehe ich genauso als experimentelles Bier, da der Hanf als Naturprodukt immer etwas anders vom Feld kommt und so auch jeder Sud seine eigene Aromatik entwickelt. In Kürze wird die nächste Sorte, das Powidl Porter, fertig, eben ein Porter mit Unmengen Zwetschken verarbeitet. Ausflüge in die Welt der Sauerbiere sind genauso regelmäßig dabei.
Zwar zieren unsere Etiketten keine Katzen, die regenbogenfarbene Laser aus den Augen schießen, auch wenn ich das, zugegeben, sehr amüsant finde, dennoch würde ich unsere Auswahl an Bierstilen als überaus bunt und vielfältig, und ja, auch als experimentell, bezeichnen.
Vor einiger Zeit habt ihr einen gemeinsamen IPA-Senf mit Stefan Grossauer kreiert. Gibt es Pläne für ähnliche Crossover-Produkte?
MS: Ja, es gibt auch schon ein paar mehr – aus unserem Biertreber macht uns die Bäckerei Weichslbaum ein eigenes Biertreberbrot, von unserem Session Pale Ale gibt’s eine Schokolade und im Sommer hatten wir ein Hanfbiereis, was uns beides die Konditorei Hagmann macht bzw. gemacht hat.
Worin seht ihr in den kommenden Jahren die größten Aufgaben für euch und eure Marke?
MS: Die größte Aufgabe sind natürlich Wachstum und die Erhöhung des Bekanntheitsgrads der Marke BrauSchneider am Markt. Außerdem dürfen wir ja auch die missionarische Tätigkeit am Biermarkt nicht vergessen, um die Österreicherin und den Österreicher ein bisschen aus dem Bier-Schneckenhaus zu locken.
Vielen Dank für das Gespräch, wir sehen uns am Craft Bier Fest Wien!
bier.pur Edition 2018
Meist zeitgleich mit Herbstbeginn erscheint die neueste bier.pur-Edition unter der Führung des Genuss Magazins. Wurde zuletzt in Ottakring, Grieskirchen und Zwettl gebraut, entstand das diesjährige Bier in Schiltern. Das Brauteam entschied sich für einen bisher in Österreich unbekannten Hauptakteur, nämlich den Berghopfen bzw. Andorn, der schon im Mittelalter in der Bierproduktion eingesetzt wurde. Gemeinsam mit sieben Malzsorten, Blütenhonig aus der Region und einigen weiteren Zutaten spannt die diesjährige bier.pur-Edition einen schönen Bogen zwischen traditionellem Ansatz und moderner Interpretation.