Am kommenden Samstag (30. November 2019) feiert der Beer Store Vienna 5. Geburtstag. Grund genug um bei den Gründern Johannes Grohs und Alexander Beinhauer nachzufragen, wie alles begonnen hat und wie die zukünftigen Pläne aussehen.
Als der Beer Store Vienna vor fünf Jahren aufsperrte, war die Wiener Bierszene, sofern man sie als solche bezeichnen wollte, eine gänzlich andere als Heute. Mittlerweile gibt es zahlreiche gut sortierte Fachgeschäfte, die Bierregale im Supermarkt wachsen und eine Bierkarte im Lokal erscheint selbstverständlich. Das Duo Grohs/Beinhauer hat die letzten Jahre über seinen Teil dazu beigetragen. Mit einem Bierfachgeschäft, einem eigenen Brauerei-Brand sowie einem Heim- und Hobbybraushop (sowohl stationär, als auch online) sind die beiden praktisch in alle (Bier)Richtungen ausgerichtet. Dazu kommen regelmäßige Seminare, Workshops und spezielle Tastings.
Wie und wann ist die Idee entstanden, einen eigenen Biershop zu eröffnen?
Johannes Grohs: Als Hobbybrauer war ich der Meinung, dass es mehr Biervielfalt braucht. Durch das Thema habe ich mitbekommen, was es alles gibt, habe experimentiert, den Biersommelier gemacht und mich ins Thema eingelesen. Das Angebot im Supermarkt hat diese Vielfalt aber nicht abgedeckt. Dann kam der Entschluss, das selbst zu versuchen und am 28. November 2014 war es dann soweit. Kurz davor haben wir noch am Craft Bier Fest in der Ankerhalle die letzten Biere eingekauft und dort auch schon bei einigen Leuten Werbung gemacht. Wenn man sich Heute die Fotos von damals ansieht, merkt man aber schon auch, dass wir noch nicht ganz fertig waren (lacht).
Alexander Beinhauer: Es gab damals wirklich nichts Entsprechendes in Wien. Die Bierbox im 23. Bezirk hatte vor ein paar Monaten zugesperrt.
JG: Genauso die Biererei in Asparn. Da kam dann rasch positives Feedback. Auch vom Preisniveau waren wir rückblickend moderat, das hat sicher auch geholfen.
Nach einem Jahr kam eure eigene Biermarke Next Level Brewing dazu. Wie sah der Beginn aus und was war die Idee dahinter?
JG: Wir haben rückblickend mit vier Sorten sehr ambitioniert begonnen. Besser wäre es wahrscheinlich gewesen, anfangs nur zwei Sorten zu haben und dafür jemandem davon zu erzählen (lacht). Das Momentum des Launchs hätte man sicher besser nutzen können, aber so war es auch ganz okay. Die Szene ist auch jetzt eine andere als sie es damals war. Heute würde es ganz anders zugehen, wenn es heißt, dass es in Wien eine neue Brauerei gibt.
AB: Anfangs war auch schwer von „die Leute vom Beer Store machen jetzt auch Bier“ wegzukommen. Eben eine zweite Marke mit Next Level Brewing zu haben und nicht nur eine „Beer-Store-Bier“. Der selbstbewusste Name hat ohnehin die Richtung vorgegeben.
Ihr habt anfangs viel selbst importiert, seid dann aber davon abgekommen. Warum?
JG: Am Anfang war es ein logischer Schritt. Ammersin hat begonnen viel mehr zu importieren, da haben wir unsere Alleinstellungsmerkmale gebraucht. Aufgrund der Brauerei hatten bzw. haben wir immer noch ein Steuerlager, dadurch war das „Offizielle“ einfach. Mit der Zeit haben viele weitere Shops aufgesperrt und ähnliches probiert, von Linz bis Vorarlberg. Bis dann jeder jedem etwas verkaufen wollte. Darauf folgte die Entscheidung, dass wir uns mehr auf unsere eigenen Next-Level-Biere fokussieren wollen. Somit war der erste Schritt den Import einzustellen und als zweiter auch der Handel mit bzw. Verkauf von Handelsware.
AB: Wir haben gemerkt, dass selber Brauen unsere Stärke ist und nicht das Bier von anderen Brauereien im großen Stil zu verkaufen bzw. den Vertrieb zu machen.
JG: Am Ende des Tages lohnt sich der Aufwand mittlerweile auch nicht mehr, denn entweder man legt den vollen Fokus drauf oder lässt es.
Der Standort Meidling – Pluspunkt oder schwieriges Verhältnis?
JG: Geschäftsfeldtechnisch macht der Standort durchaus Sinn, da wir zwei Kundengruppen haben. Einerseits der klassische Hobbybrauer und anderseits den Biershopkunden. Der Hobbybrauer kauft Bier nicht im großen Stil, der will es selber Brauen. Vor einigen Jahren stand eine Übersiedlung weiter ins Zentrum durchaus im Raum, aufgrund der Hobbybrau-Thematik haben wir uns dann aber entschieden, im 12. zu bleiben. Und hier haben wir für Pendler mit dem Meidlinger Bahnhof, der U6 und auch Parkplatz-technisch alles was es braucht. Den Autofahreranteil darf man nicht unterschätzen, bei einem schweren Malzsack oder etwas sperrigem wie einem Gärkübel fällt dann oft die Entscheidung für das Auto.
Wie geht es nun weiter? Was sind die Ziele?
JG: Den Weg, den wir eingeschlagen haben, weiterzugehen – unsere Marke Mash Camp und das Hobbybrauthema weiter zu stärken, überregional zu agieren und unsere eigene Brauerei mit Sortenvielfalt, Specials usw. forcieren. Durch einige Umbauten in den letzten Monaten haben wir auch viel Richtung Einkaufserlebnis gemacht. Man kann gemütlich beim Einkaufen schmökern, ein Bier probieren, sich mit anderen Hobbybrauern treffen und austauschen.
AB: Wir wollen die Leidenschaft, mit der für uns alles begonnen hat, weitergeben und neue Leute begeistern. Denn der Ausgangspunkt von Craft Bier ist das Hobbybrauen gewesen und das wollen wir weitervermitteln.
Danke für das Gespräch!
Beer Store Vienna
Wilhelmstraße 23
1120 Wien
Die ausgedehnten Feierlichkeiten – 5 Jahre Beer Store Vienna, 4 Jahre Next Level Brewing und 2 Jahre Mash Camp – finden am Samstag, 30. November 2019, im Beer Store Vienna (Wilhelmstrasse 23, 1120 Wien) statt.