Misho Omar und sein Team haben im letzten Jahr im Ammutsøn Dutzende Tap Takeovers veranstaltet und über 1.000 verschiedene Biere ausgeschenkt. Wir haben uns mit ihm anlässlich der ersten Geburtstagsfeier zusammengesetzt und über die Wiener Bierszene und Craft Bier im allgemeinen geplaudert.
Was erwartet die Gäste kommenden Samstag (16. März) bei der Ammutsøn-Geburtstagsparty?
Manuele Colonna wird aus Italien zu Besuch kommen, einer der arriviertesten Persönlichkeiten im europäischen Craft-Bier-Bereich. Seine Bar „Ma Che Siete Venuti A Fà“ ist eine der besten der Welt, die ich kenne. Er wird uns zwölf italienische Biere mitbringen. Alles verschiedene Biere, keines davon hatte ich schon einmal hier und sie sind teilweise von Brauereien, die es noch nicht in Österreich zu verkosten gab.
Zusätzlich dazu sind zwei Leitungen für Österreich reserviert. Bierol wird das „Pop A Woody“, ein Triple-IPA mitbringen, weil es das erste hier im Lokal ausgeschenkte Bier war. Das Zweite ist von Wappler Brewing (Anm. eine ehemalige Hobbybrauerei, die mittlerweile kommerziell braut), Nico Lingg bringt seinen ersten kommerziellen Sud, „Ammuversary“ ein DDH DIPA, mit.
Was hat dich in Wien bzw. an der Wiener Bierszene positiv überrascht?
Auf jeden Fall die Biernerds, sie sind wirklich gut gebildet und wissen über vieles Bescheid. Und ebenso die Heim- und Hobbybrauer, die sich ebenfalls gut auskennen. Gerade diese zwei Gruppen haben am Anfang sehr geholfen, dass alles in die Gänge kommt und sind darüberhinaus sehr loyal. Sie halten aber auch die Ansprüche hoch und diese zu erfüllen war im ersten Jahr nicht immer leicht, meistens auch stressig. Wir haben viele Tap Takeovers gemacht, den Großteil davon mit Brauereien, die zum ersten Mal in Wien oder Österreich waren. Das ist immer mit einem riesigen Aufwand verbunden, aber bereitet auch Freude.
Als jemand der relativ neu in Wien ist, wie würdest du die Bierszene beschreiben? Was gibt es zu tun?
Es muss sich deutlich mehr in Richtung Vielfalt tun! Dazu muss aber vor allem am Wissen gearbeitet werden, denn jedes Bier muss erklärt werden können! Warum kostet dieses Bier mehr? Wie ist es gemacht? Welcher Stil ist es? Man muss es ernst meinen, die soziale Komponente ist ein essenzieller Teil der Arbeit, nicht nur in Bars, in der gesamten Gastronomie. Es gibt viele verschiedene Geschäftsfelder in denen man richtig gut Geld verdienen kann, die Gastronomie ist es aber mit Sicherheit nicht.
Wie definierst du in diesem Fall Erfolg für dich?
Jedes Dankeschön gibt dir Antrieb und je mehr davon kommen, desto öfter möchtest du das erreichen. Eine Bar zu betreiben ist ein Lifestyle, nichts für nebenbei. Es gibt so viel zu tun, dass der Kunde gar nie sieht und dafür gibt es nie Lob oder Anerkennung. Ich für meinen Teil möchte das Gesicht des Ammutsøn sein, so oft es geht hier sein. Wer das nicht will oder kann, sollte keine Bar betreiben. Ich will die Menschen „bei mir“ begrüßen, sie sollen sich wohlfühlen. Aber wenn ich jeden Tag nur darauf schauen würde Geld zu verdienen, wird sich das nicht ausgehen.
Was bedeutet „Craft Bier“ für dich?
Unabhängig sein, mit hoher Qualität gemacht und micro (Anm. im Gegensatz zu makro). Aber so, dass du davon leben kannst. Man muss nicht ums Überleben kämpfen, aber es gibt etwas zwischen „zu wenig zum Überleben“ und „industriell von Robotern gefertigt“. Da ist Platz. In Österreich ist es aber wirklich noch eine Nische und leider wird der Begriff auch viel zu oft ausschließlich für Marketingzwecke verwendet, nicht für Herkunft und Qualität.
Du hast anfangs viele deiner Gäste in deinen Bierkeller bzw. dein Lager mitgenommen. Was war die Idee dahinter?
Ich denke, dass man mit eigenen Augen sehen und verstehen muss, wie das Bier, das man trinkt vom Fass ins Glas kommt. Welches Gas wird verwendet, die Frische der Fässer ist ein Thema – wann wurde es angezapft, wann läuft es ab. Das sind alles wichtige Punkte für mich. Und genau das bindet, schafft Vertrauen und die Leute verstehen, wofür sie zahlen und warum sie etwas mehr zahlen als woanders. In Wien wird, egal ob es 30° oder mehr hat, oft das Fass einfach unter der Bar gelagert. Das ist nicht gut für das Bier. Es ist zwar kalt, durch die Kühlung, aber eigentlich kaputt. Und saubere Leitungen, da habe ich schon wilde Geschichten gehört – aber fangen wir davon nicht an…
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute zum Geburtstag!
Danke für’s Zeit nehmen. Ein großes Dankeschön auch an mein Team, nach diesem ersten Jahr läuft alles so, eigentlich besser, als ich es mir vorgestellt habe. Und für das kommende Jahr habe ich noch größere Ziele, es wird verrückt! (lacht)
Die Ammutsøn-Geburtstagsfeier findet am Samstag, 16. März statt. Weitere Infos auf Facebook.