Die Tiroler Brauszene ist in den letzten Jahren durch ein paar interessante Neueröffnungen aus dem Tiefschlaf geweckt worden. Wir haben uns in der Tiroler Landeshauptstadt umgesehen und für euch die interessantesten Bierplätze gefunden, die es sich zu besuchen lohnt.
Wenn man durch die touristische und ach so schöne Altstadt von Innsbruck spaziert findet man an den Restaurants und Cafes fast nur die Logos der bekannten heimischen Großbrauer. Unser suchender Blick nach regionalen Bieren fast überall erfolglos. Doch schon am ersten Abend sind wir auf zwei sehr feine Lokale gestossen, das erstere sogar ein Juwel.
Unter österreichischen Bierfreunden ist der Name Tribaun natürlich schon ein Begriff, vielen kommt das Attribut „Bestes Craft Bier Lokal des Landes“ über die Lippen. Dies nicht zu unrecht. Hier findet man eine Unzahl von tollen Fassbieren und Flaschenware, wie es sie in dieser Zusammenstellung in Österreich sonst nicht gibt. Im Tribaun findet man tolle Spezialitäten aus Kleinbrauereien, die von den Betreibern selber importiert werden: Norditalien, Bayern, Tirol und dazu noch ein paar feine Spezialitäten aus Benelux und den britischen Inseln.
Die 20 Fassbiere werden auf mehreren Bildschirmen im Lokal angepriesen, auch auf der Website kann man jederzeit die aktuellen Leitungen (und Füllstand der Fässer) abrufen. Auch unter der Marke Tribaun werden einige Biere angeboten, die Mastermind Robby Haesebrouck bei befreundeten Brauern eingebraut hat. Originell schon vom Namen ist das Innsbrooklyn Pils, das in Grafing bei München gebraut wurde. Regelmäßig fahren die Betreiber mit ihrem Anhänger zu den befreundeten Brauereien und importieren frischeste IPA’s und andere tolle Biere.
Tribaun, Museumsstrasse 5 , Montag-Samstag ab 17.00 Uhr
Ein paar Busstationen auswärts findet man ein oder mehrere Lokale, deren Definition wir uns selber nicht ganz sicher sind. Unter den Namen Soulkitchen, Raschhofer’s Rossbräu und auch Barefoot findet sich inmitten des Bildungscampus in der Egger Lienzstrasse ein Lokalkonglomerat des umtriebigen Salzburger Gastronomen Heiner Raschhofer.
Kommen wir über die Terrasse in den ersten Lokalteil lachen uns diverse Bierleitungen sowie eine riesige Wandtafel mit der Auflistung der Biere an. Wochentags zu mittag prallvoll. Wir gehen an der offenen Küche vorbei in ein anderes Lokal, oder ist es das selbe? Im Barefoot finden wir auch einen Sitzplatz. Hier werden aber nur 4 Biere vom Fass angeboten, darunter aber auch das IPA aus der kleinen, verwandtschaftlich verbundenen Brauerei Raschhofer im Innviertel. Frech frage ich, ob man mir eventuell auch von den anderen Leitungen Bier bringen könnte und schon habe ich eine eigene Bierkarte vor meiner Nase, die alle Stücke der Craftbierlandschaft spielt. Sind auch im vorderen Bereich alle 14 Bierleitungen mit Produkten von Raschhofer in Altheim bespielt, gibt es in der Karte auch zahllose Flaschenspezialitäten aus dem Importsegment der BeerLovers/Ammersin.
Achja: Man kann hier auch sehr gute Pizzen und Burger essen. Das Preisniveau trotz Bildungscampus etwas über studentischem Niveau
Soulkitchen/Rossbräu/Barefoot etc. Egger Lienz Straße 118 Mo-Sa 11.00-1.00 So ab 9.00 Uhr
Zurück im Zentrum entdecken wir am Marktgraben einen kleinen Bierladen, in dem man schon durch das Fenster die Kartons gestapelt sieht. Der Ukrainer Igor Pshenyshnuyuk betreibt hier seit einiger Zeit ein kleines Bieruniversum, das er mit vielen Tiroler Spezialitäten aber auch tollen internationalen Bieren bestückt hat.
Igor ist ein Mann mit Leidenschaft. Leidenschaft für Bier. Das spürt man. Und man fühlt mit, wenn er mit trauriger Miene erzählt, dass er gerade vor wenigen Minuten die letzte Flasche von seinem Lieblings IPA verkauft hat.
Unsere Traurigkeit ist aber bald verflogen, nehmen wir doch gleich so Kostbarkeiten wie den Zillertaler Gauder Steinbock, ein Tux1280 Himbeer sowie ein Fuchsteufelswuid Double IPA von Hoppebräu mit.
BierWeltTirol, Marktgraben 2 Mo-Do 13.00-21.00, Fr ab 11.00 Uhr
Keine 200 Schritte von der BierWeltTirol entfernt ist die Innsbrucker Markthalle. Eine bunte Mischung aus kleinen Lokalen, zumeist wie soviel in Innsbruck mit italophilem Touch, und Spezialitätenstandln. Genau in der Mitte haben wir den kleinen Laden „Der Franzose“ gefunden, der in seinem Sortiment auch ein paar Spezialbiere aus der Bretagne führt. Wie zum Beispiel aus der Brasserie Mor Graz oder von Sant Erwann. Dazu bieten Dalila & Eric auch fast ein Dutzend Variationen des Elsässer Flamkuchens an.
Aber eigentlich ist uns heute eher nach Burger, die wir gerne mit heimischem Craft Bier geniessen würden. Die erste Adresse ist in Innsbruck dafür das Ludwig. Gerade 4 Minuten sind es vom Goldenen Dachl, dem zentralen Wahrzeichen der Landeshauptstadt dorthin.
Reservierung ist hier von Vorteil, mit Glück erhaschen wir noch einen Tisch für 45 Minuten. Die Burger wirken auf den ersten Blick etwas teuer, allerdings wird hier ausschliesslich Bio-Rindfleisch verwendet und Zutaten von kleinen, lokalen Manufakturen. Aber eigentlich geht es hier ja um Bier – Ich sag nur Bierol, Bevog, Brewdog und Blakstoc Cider. Diese 4 B’s und mehr braucht es nicht zum glücklich Burger essen.
Ludwig Burger Museumsstrasse 2 Mo-Sa 9.00-22.00 Uhr
Und dann haben wir auch noch ungemeines Glück gehabt. Abends angekommen im wunderschönen neuen Hotel Stage 12, welches von erwähntem Goldenen Dachl gerade mal einen Bierdeckelwurf entfernt ist, besuchen wir noch die Bar. Es ist auch wochentags sehr gut gefüllt und das Publikum wird abseits der Hotelgäste auch an Einheimischen lukriert, die auf diverse Longdrinks, Cocktails und insbesondere Gin-Kreationen stehen. Aber unser Glück? Es gibt hier sowohl Zillertaler Bier vom Fass als auch das Bierol No.1. Und sogar der Getränkeautomat auf der zentralen Etage ist mit Zillertaler Pils bestückt. So lasse ich mir Tirol gerne schmecken.
Hotel Stage 12, Maria-Theresen-Straße 12
Nachsatz:
In den 1990er Jahren war ich den Innsbruckern immer um zwei Lokale neidig. Das 11er Haus gleich neben dem Goldenen Dachl und das Krahvogel in der Anichstrasse. Beide von der angesehenen Gastronomenfamilie Cammerlander betrieben, haben sie für die damalige Zeit eine aussergewöhnlich kreative Bierkarte gehabt. 30 verschiedene Biersorten im 11er Haus und im Krahvogel schon damals Guinness, Leffe und Hoegaarden vom Fass. Eine Nachschau 2018: Es hat sich nichts geändert. Beinahe die selben Biere auf der Karte und in beiden Fällen von Interieur, Logo und teilweise auch Speisekarte keine Veränderung. Das ist schade, da könnte mehr gehen.