Seit dem Frühling füllt Bevog einige Biersorten nur mehr in Dosen ab. Inhaber Vasja Golar spricht davon, sich mit seiner Brauerei, die er vor 3,5 Jahren eröffnete, einen Kindheitstraum erfüllt zu haben. Aber qualitativ hochwertiges Craft Bier in Dosen – widerspricht sich das nicht? Vor allem in Österreich und Deutschland kommt die Bierdosen nicht gut weg, zu schlecht ist hier noch ihr Image als billige Alternative zur hochwertigen Glasflasche. Wir haben Vasja Golar gebeten, uns über seine Erfahrung in den letzten Monaten zu berichten.
Wie stehst du heute zur Umstellung auf Bierdosen? War das der richtige Schritt oder ist die Craft Bier Szene hierzulande doch noch nicht so weit?
Ich liebe Bierdosen. Eigentlich wollte ich von Anfang an in der Bevog Brewery in Dosen abfüllen – das war allerdings aus Kostengründen zu Beginn nicht möglich, da die Maschinen viel teurer sind als die für Glasflaschen. Als wir vor über 3 Jahren die Brauerei eröffneten, , sah die Craft Bier Szene in Europa noch ganz anders aus als heute, sie existierte quasi noch nicht – da hat sich in einem relativ kurzen Zeitraum einiges getan. Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings noch zu riskant, mit Dosen zu starten und ich wollte zu Beginn keinesfalls ein Risiko eingehen.
Also haben wir den Schritt erst im Frühling diesen Jahres gewagt und unsere ersten Produkte in Dosen abgefüllt. Ich bin sehr zufrieden mit der Positionierung, die unsere Bierdosen in der Zwischenzeit erreicht haben. Wir haben in der Brauerei einige Tests gemacht und alle waren sich einig: Der Geschmack eines Dosenbiers ist einfach erfrischender. Leute können bei uns in der Brauerei verkosten und das Bier auch gleich mitnehmen. Hier haben wir also den direkten Kontakt zum Endverbraucher und viele sind der Dose geradezu verfallen. Ich hoffe, dass noch mehr Menschen davon überzeugt werden können, welche Vorteile die Dose bringt und das schlechte Image mittlerweile weit überholt ist.
Seid ihr mittlerweile komplett auf Bierdosen umgestiegen?
Wir verkaufen heute drei unserer sechs Biersorten in Dosen, und zwar die Pale Ales. Von unseren dunklen Bieren verkaufen wir weniger, es würde sich nicht lohnen hierfür ebenfalls bedruckte Dosen zu bestellen – außerdem sind dunkle Biere weniger lichtempfindlich und müssen davor nicht so sehr geschützt werden wie Pales. Unsere „Who Cares“ Produkte füllen wir mittlerweile ebenfalls in Dosen, allerdings in unbedruckte – ganz nach dem Motto „Who cares for labels?“
Ich sage auch nicht, dass es grundfalsch ist in Flaschen abzufüllen. Für manche Biersorten bietet sich die Glasflasche eher an, anderer profitieren mehr von der Beschaffenheit einer Dose.
Bevog ist ja auch international sehr umtriebig. Wie waren denn die Reaktionen der Einzelhändler und Konsumenten auf die Umstellung zur Dose? Variieren da die Märkte von Land zu Land mit der Einstellung zur Dose?
In Österreich entwickelt sich der Markt für Craft Bier gerade noch. Es braucht sicher noch einige Jahre, um mit anderen Ländern gleichzuziehen, wo das Craft Bier sich schon vor Jahren oder sogar Jahrzenten etabliert hat – und mit ihm auch die Bierdose. Vor wenigen Jahren existierte so was wie eine Craft Bier Szene in Österreich quasi nicht, das darf man nicht vergessen. Dass es mittlerweile aber doch schon Brauereien gibt, die ihre hochwertigen Produkte neben Glasflaschen auch in Dosen anbieten werte ich als Fortschritt. Es stimmt aber, dass die Dose gerade in Österreich nach wie vor mit einem billigen und schlechten Image zu kämpfen hat. Viele wissen einfach nicht, wie viel weiter sich die Dose entwickelt hat. Beispielsweise ist die Legierung innen mittlerweile so gut ist, dass das Bier überhaupt nicht mit dem Aluminium in Kontakt kommt und dadurch auch keinen Metallgeschmack annimmt.
Es gibt sicher einige, die Craft Beer in Dosen ablehnen und auch zukünftig nicht akzeptieren wollen, aber alles in allem bin ich wirklich überrascht wie offen der Markt gegenüber Dosen war und ist. Heute, also wenige Monate nachdem wir die ersten Bierdosen in den Handel brachten, stehen unsere Produkte in Shops und Bars – und nicht nur unsere, sondern auch die anderer Craft Bier Brauereien. Ich bin auf jeden Fall optimistisch, was die Zukunft angeht, sehe aber absolut keinen Grund etwas zu überstürzen.
Ehrlicherweise habe ich keinen Überblick, in wie viele Länder wir unsere Bevog Biere exportieren – der Markt wandelt sich ständig, es sind ca. 14 Länder. Uns ist vor allem wichtig, dass die Zwischenhändler Wert auf die gute Qualität unserer Produkte legen und diese auch entsprechend promoten..
Welche Vorteile bieten Bierdosen denn generell gegenüber Glasflaschen?
Dosen schützen das Bier in erster Linie besser, nicht nur vor Lichteinfall sondern vor allem vor Sauerstoff. Außerdem lassen sich Dosen viel besser transportieren, beispielsweise können 2,7 Mal mehr Dosen als Flaschen pro LKW-Ladung transportiert werden, ungeachtet des enormen Gewichtsunterschieds. Auch wenn es immer wieder spitzfindige Stimmen gibt, die es abstreiten: Dosen sind tatsächlich besser für die Umwelt.
Und es gibt gewisse Situationen, in denen die Bierdose viel praktischer ist als eine Glasflasche: Gerade unterwegs, auf Musik- oder anderen Festivals. Egal ob im Rucksack, im Kühlschrank oder auf der Ladefläche eines LKW: Die Transportfähigkeit ist unschlagbar. Zudem lässt sich Bier in Dosen schneller kühlen. Und auch hinsichtlich der Entsorgung punktet die Dose mit ihrem leichten Gewicht und ihrer Kompaktfähigkeit – im Gegensatz zur Glasflasche nimmt sie nur einen Bruchteil hinsichtlich des Volumens und des Gewichts ein.
Erkennst du eine Art Trend bezüglich der Bierdose und glaubst, dass andere Brauereien hierzulande dem Beispiel der Bevog Brewery folgen?
Einige andere Craft Bier Brauereien sind an mich herangetreten und wollten wissen, welche Erfahrungen wir mit der Umstellung auf Bierdosen gemacht haben. Ich bin mir sicher, dass sich die Dose nach und nach von ihrem schlechten Image lösen kann, da die Vorteile der Dose einfach unschlagbar sind. Dementsprechend werden sich auch andere Brauereien dem anschließen – und ich freue mich, wenn die Dose sich nach und nach etabliert.
Das Interview erscheint in der aktuellen Ausgabe des 1515 Craft Bier Magazin.
Am kommenden Samstag, 3. September feiert Bevog ausgiebig mit vielen Freunden am hauseigenen „Who Cares For Beer Festival“ in Bad Radkersburg.