Im Mai feiert das legendäre Wiener Bierfest für die österreichische Bierkultur in der Innenstadt sein Jubiläum. Das Bier Magazin hat die beiden Organisatoren zu einem gemeinsamen Rückblick getroffen.
Wir treffen Joe Furtner und Klaus Glavanics natürlich auf ein Bier im Hopferl, dem Bierlokal unmittelbar in der Nähe der Veranstaltungslocation, einem Platz direkt im historischen Zentrum von Wien – Am Hof, dort ist auch die Wiener Feuerwehr zu Hause. Aber rund um das dritte Wochenende im Mai, wird von dort aus nicht nur das Feuer gelöscht, sondern insbesondere der Durst der Bierliebhaber und -innen.
Kennengelernt haben sich die beiden vor fast zwei Jahrzehnten in der Wiener Beislszene. Klaus, der Gastronom, hat damals das Lokal Vulcania in der Judengasse betrieben. Es war ein beliebter Treffpunkt für Burgenländer und so hat es auch Joe, den Ex-Profifußballer und Polizisten dorthin verschlagen. Gemeinsam ersannen die beiden dann das Burgenland-Fest, das nun schon seit 17 Jahren zu den beliebten Kulinarik-Großveranstaltungen in Wien zählt. Einen Haken hatte diese Veranstaltung aber für Joe und Klaus: Die beiden waren passionierte Biertrinker und am Burgenlandfest gab es damals nur Wein. So machten sie aus der Not eine Tugend und veranstalteten nach sieben Jahren zusätzlich noch das erste Wiener Bierfest.
Fixtermin im Mai
Obwohl Versuche von anderen, teils viel profilierteren Veranstaltern mit dem Format eines Bierfests zu starten eher im Sand verlaufen sind, setzte man auch beim Verband der österreichischen Brauer auf das Konzept der beiden. Und das, wie man nach zehn erfolgreichen Jahren sagen kann, völlig zurecht. Während das erste Fest am Hof noch rund um den Brausilvester gefeiert wurde, setzte man schon ab 2010 auf den Termin im Wonnemonat Mai. „Ende September sind wir damals wie Eiszapfen frierend an den Biergläsern gesessen“, sagt Glavanics und hält seitdem am dritten Wochenende im Mai als Termin fest. Nun kann man glauben, dass der Termin nach dem Wochenende des Burgenland-Fests auch logistisch sehr praktisch gewählt ist, stehen die Holzhütten für die Aussteller dann ja bereits Am Hof. „Wir müssen wegen des Antiquitätenmarktes alles abbauen und drei Tage später wieder aufbauen“, entgegnet Furtner, der nach Angaben seines Partners mittlerweile den Großteil des Arbeitsaufwands übernommen hat.
Nach den ersten Jahren, als wegen einer Hotelbaustelle ein Teil des Platzes noch mit Baucontainern vollgerammelt war, ist das Wiener Bierfest 2014 vergrößert worden. In den neu gewonnenen Bereichen im hinteren Teil Richtung Hauptfeuerwache wurden damals erstmals die Klein- und Kreativbrauer platziert. Die neuen Biersorten der Craft-Brauer ergänzten das herkömmliche Sortiment der bekannten Brauer perfekt und gaben den Tausenden Besuchern, die an den vier Tagen den Trubel und die Bierkultur am Hof genossen, einen zusätzlichen Anreiz.
Erstmals fünf Tage
Zum zehnjährigen Jubiläum des Wiener Bierfests wird die Veranstaltung erstmals schon am Mittwoch eröffnet und auf Wunsch von Brauereien und Besuchern um einen Tag verlängert. Die Kommunikation mit den Ausstellern und die Wünsche der Gäste sind den beiden Veranstaltern sehr wichtig: „Viele Gäste aus dem Ausland schreiben uns schon an und fragen nach dem Termin des nächsten Jahres. Sie planen ihren Wien-Urlaub nach dem Datum des Bierfests.“
Was ein besonderes Alleinstellungsmerkmal der Veranstaltung ist, sind die angebotenen Biere. Es werden ausschließlich Brauer aus dem Bierland Österreich als Aussteller akzeptiert: „Wir wollen seit dem ersten Fest die heimische Bierkultur fördern“, sagt Glavanics und erinnert sich an eine spezielle Anfrage aus dem Jubiläumsjahr 2016. „Anlässlich von 500 Jahren deutsches Reinheitsgebot hat damals die deutsche Landwirtschaftskammer über die hiesige Handelskammer anfragen lassen, ob sie mit 70 deutschen Brauereien am Wiener Bierfest präsent sein kann.“ Dazu fehlte aber sowohl der Platz als auch der Wille der Veranstalter, die das Wiener Bierfest weiter als Marktplatz der österreichischen Bierkultur mit ausschließlich heimischen Brauern ausrichten wollen.
Das Bierland Österreich präsentiert sich vielfältiger denn je. 300 Brauereien vom Neusiedler bis zum Bodensee lassen mit weit mehr als 1.000 verschiedenen Bierspezialitäten keinen Wunsch von Biergenießerinnen und Biergenießern offen. Heuer sind Österreichs Biere zum zehnten Mal zu Gast beim Wiener Bierfest, das längst zu einer bierigen Institution geworden ist – die perfekte Gelegenheit, sich von der heimischen Sorten- und Geschmacksvielfalt zu überzeugen.
Ein großer Wunsch der beiden wäre es übrigens, die populäre Veranstaltung aus Platzgründen auf den Wiener Rathausplatz zu übersiedeln. Dort ist man aber ob des gewünschten Veranstaltungszeitpunkts nicht flexibel genug. Mit dem Platz Am Hof ist man dennoch sehr zufrieden, ein stimmiges Ambiente und die Vielzahl an vorbeiziehenden Gästen und Touristen findet man an kaum einem anderen Ort. Wobei die meisten ja nicht vorbeiziehen, sondern auf ein paar gute Seidln Bier bleiben. Besonders stolz ist man – und da spricht der Polizist aus Joe Furtner – dass es in all den zehn Jahren trotz der großen Menge an Bier keine Zwischenfälle gegeben hat. Und auch in den nächsten Jahren soll sich das Angebot auf heimisches Bier und passende kulinarische Begleiter beschränken. Wein wird es hier nie geben. Dafür gibt es ja ihr Burgenland-Fest am Wochenende davor.
Das 10. Wiener Bierfest findet von 22. bis 26. Mai 2019 statt.
Der Artikel erschien in Ausgabe 1 des Österreichischen Bier Magazins.